Datenschleuder Smartphone: Ein Versuch, den Schaden zu begrenzen
Wie schön war es damals noch, als man sich nur zwei Zahlen merken musste: Die eigene Telefonnummer und die Geheimnummer seiner Bankkarte. Und heute? Egal, was wir heute tun, wo wir sind oder was wir sagen: Es wird alles gespeichert und ausgewertet. Das eigene Smartphone wird zum stillen Spion in der Tasche. Nahezu jede App, die wir installieren, speichert Informationen, viele geben diese Informationen auch an unbekannte Server weiter. Was mit diesen Daten passiert, weis keiner so genau. Doch es gibt einige Möglichkeiten zu versuchen, die Datensammelwut ein wenig in den Griff zu bekommen.
Datenschutz bei google und Apple
Es kann sich durchaus lohnen, sich einmal etwa zwanzig Minuten Zeit zu nehmen und in seinem google-Konto nach Datenschutzeinstellungen, Verläufen und der Werbeeinstellungen zu blättern. Zunächst wird empfohlen, die persönliche Werbe-ID abzuschalten (personalisierte Werbung). Als nächstes sollten sämtliche Verläufe gelöscht werden. Sie werden überrascht sein, wie viele Informationen hier gespeichert sind: Standort-Verläufe, Suchanfragen im Browser, angesehene oder gekaufte Apps, und und und. Sind alle Verläufe bereinigt, sollte die Speicherung abgeschaltet werden. Das hat jede Menge Warnungen zur Folge, dass durch das Abschalten möglicherweise diverse google-Dienste nicht mehr korrekt funktionieren.
In Tests war davon nur der Standortverlauf betroffen, da das Smartphone auch für die Navigation benutz wurde. Hier hilft im Zweifel einfach ausprobieren. Wenn etwas nicht funktioniert, wie es soll, kann es wieder zugeschaltet werden. Auch Besitzer eines iPhones sind nicht ganz aufgeschmissen: Hier lohnt sich ein Blick in die Datenschutzeinstellungen, wo sich auch etliches abschalten lässt. Öffnen Sie dazu die System-Einstellungen und suchen Sie nach dem Reiter Datenschutz und Sicherheit. Hier lässt sich auch Tracking abschalten. Darunter finden Sie eine Liste der Apps, die besondere Berechtigungen erfordern. Ein Antippen eines App-Namens verrät, welche Berechtigungen gefordert werden.
Updates stets zeitnah installieren
Angreifer, können Schwachstellen auf Ihrem Gerät nutzen, um an Ihre wertvollen Daten zu kommen. Sie entstehen oft durch Programmierfehler, die durch den Anbieter mittels Updates behoben werden (sollten). Es ist in jedem Fall ratsam, verfügbare Updates stets zeitnah zu installieren. Wem das manuell zu aufwendig ist, kann das in den meisten Fällen automatisiert durchführen lassen, sobald sie verfügbar sind. Auch Betriebssystem-Updates sollten nicht vergessen werden. Wer neben dem Smartphone auch einen PC oder Laptop hat, ist gut damit beraten, hier ebenfalls regelmäßig Updates zu installieren.
App-Berechtigungen
Schon während der Installation einer App lohnt es sich, genau hinzusehen: Die Betriebssysteme mittlerweile mit, welche Berechtigungen der Apps angefordert werden. Wird eine Berechtigung angefordert, die nicht nachvollziehbar ist? Wird beispielsweise eine Taschenrechner-App installiert, sollte man genau prüfen, warum eine Freigabe für die Kamera oder den Standort erforderlich ist. Ein Blick in die App-Beschreibung kann hier möglicherweise Licht ins Dunkel bringen. Auch nachträglich lassen sich die Berechtigungen noch prüfen und ggf. korrigieren. Öffnen Sie dazu die Systemeinstellungen. Unter Android tippen Sie auf den Reiter Berechtigungen, unter iOS auf Datenschutz und Sicherheit.
Tracker und Cookies
Nicht nur Browser, sondern auch in Apps sammeln fleißig Daten. In Browsern lassen sich die kleinen Schnüffelkekse und Datenkraken abschalten. Aber auch für Apps gibt es einige Möglichkeiten: Der Browser DuckDuckGo ist darauf ausgelegt, die Privatsphäre zu schützen. Es werden keine Daten, wie URLs oder Suchanfragen dauerhaft gespeichert, sondern nur so lange, wie sie tatsächlich erforderlich sind. Wird die Sitzung oder der Browser verlassen, werden diese Daten automatisch gelöscht. Wenn es schneller gehen soll, kann man auf ein Flammenicon klicken, der augenblicklich alle geöffneten Tabs und Daten vernichtet.
Ein weiteres Feature ist Tracker Protection, dass sich als VPN installiert und nun den Datenabfluss sämtlicher Apps im Handy überwacht und verhindert. Als kleinen Nebeneffekt erhält man zusätzlich weniger Werbung angezeigt. Sollte eine App nicht wie erwartet laufen, lässt sie sich auf der Filterliste abschalten. Übrigens: DuckDuckGo selbst ist werbefrei und kostenlos. Allerdings ist wichtig, zu erwähnen, dass es sich hier nicht um ein herkömmliches VPN handelt. Ein Wunschland lässt sich hier nicht einstellen. Auch, wenn DuckDuckGo generell als sicher angesehen wird, bleibt das Restrisiko: Kostenlos bedeutet oft, dass mit Daten bezahlt wird.
Virtuelle private Netzwerke (VPN) und Werbeblocker
Bei einem VPN werden sämtliche Daten, die das Smartphone empfängt oder sendet, nicht direkt an den jeweiligen Zielserver, sondern an einen Drittanbieter gesendet. VPNs werden oft damit beworben, Werbung und Tracker effektiv herauszufiltern. Auch DuckDuckGo löst das auf diesem Weg. Hier gibt es aber einen Punkt zu beachten: Viele kostenlose Angebote finanzieren sich über Werbung. So lange man kein aktiviertes Kundenkonto hat, sollte hier nicht mit Konsequenzen zu rechnen sein. Bedarf es allerdings eines Logins oder einem Benutzerkonto, sollte sehr genau gelesen werden, was in den Nutzungsbedingungen der Apps steht.
Jetzt lässt sich das Blocken der Werbung einem bestimmten Kundenkonto zuweisen, was in vielen Fällen nicht willkommen ist. Der Anbieter könnte dann gegen Sie vorgehen oder Sie zum Kauf der werbefreien Version drängen. Bitte nicht vergessen: Apps wie YouTube, Spotify und Co fordern nicht bei jedem Appstart zum Einloggen auf. Die sogenannten Sessiondaten werden über einen längeren Zeitraum auf dem Smartphone gespeichert. YouTube bedient sich gleich direkt des Betriebssystems und nutzt, zu mindest unter Android, das im System hinterlegte google-Konto, das Sie bei der Einrichtung des Telefons angegeben haben.
KI-Systeme und Sprachassistenten
Auf den meisten Smartphones sind mittlerweile standardmäßig gleich mindestens 2 KI (Künstliche Intelligenzen) installiert: Bei Android der google assistant, bzw. als aktueller Nachfolger Gemini und die nette Damenstimme Siri bei den iPhones. Wer WhatsApp oder Instagram auf seinem Smartphone installiert hat, wird hier neuerdings auch mit der META AI konfrontiert. Alle drei Anbieter sind nicht gerade dafür bekannt, besonders datensparend zu sein. Wer auf den Einsatz der Apps nicht verzichten möchte, sollte auch hier einmal einen Blick in die Einstellungen werfen. Datenschützer warnen insbesondere vor dem Einsatz der META AI, da sie, zumindest in der Theorie, auf Chatdaten in unverschlüsselter Form, inklusive sämtlicher Fotos und Videos zugreifen kann.
Noch nicht abschließend geklärt ist das Phänomen, dass man Werbung passend zum Gesprächsinhalt der letzten zwanzig Minuten angezeigt bekommt. Um hier wenigstens ein kleines Riegelchen vorzuschieben, kann im jeweiligen Sprachassistenten die Funktion abgeschaltet werden, die das Aufwecken mittels Sprachbefehl ermöglicht. Denn die Sprachassistenten müssen kontinuierlich das Mikrofon überwachen, um auf den Weckbefehl reagieren zu können. Ob es tatsächlich eine Verbesserung ist, bleibt offen. Aber man hat wenigstens das Gefühl, die Situation etwas verbessert zu haben. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, auf Messenger zu setzen, die den Ruf haben, den Datenschutz ernst zu nehmen, wie Threema oder Signal Messenger.
Kostenlose Apps
Von vielen Apps gibt es eine kostenlose Version, die auf Massenwerbung ausgelegt ist. Jede Werbeeinblendung bedeutet auch, dass Daten abgeflossen sind: Die eindeutige Smartphone-Werbe-ID, der interne Name der App, wann und wie oft Sie die Anzeige gesehen haben, ob sie darauf geklickt haben, auf welche Werbung Sie zu klicken pflegen, und so weiter. Zum Testen einer App ist das sicherlich hilfreich. Wird sie aber häufiger benutzt, lohnt es sich, über eine werbefreie Version nachzudenken, sofern sich das Angebot im bezahlbaren Rahmen bewegt. Damit profitieren Sie gleich doppelt: Keine Werbung mehr und der Programmierer ist motiviert, seine Arbeit fortzusetzen.